9 Punkte Programm der Prolos online

Das 9 Punkte Programm ist eine kurze Einführung in die theoretischen Grundlagen, auf welchen die Gruppe Prolos Politik macht. Demnächst wird es das Programm hier auch als PDF geben.

  1. Editorial
  2. Kapitalismus abschaffen!
  3. Kampf dem Imperialismus
  4. Kampf dem Patriarchat auf allen Ebenen !
  5. Der Staat muss abgeschafft werden
  6. Schluss mit der Umweltzerstörung Für eine ökologisch sinnvolle Gestaltung der Umwelt
  7. Gegen Nationalismus, Faschismus und Rassismus – Hoch die internationale Solidarität!
  8. Der historische und dialektische Materialismus ist die Basis unserer Weltanschauung
  9. Unsere Utopie: Der freie Kommunismus.
  10. Es ist Aufgabe aller RevolutionärInnen die soziale Revolution zu machen.

Editorial Prolos Programm

Die Prolos sind eine radikal linke Gruppe, die sich im Zuge der Hausbesetzerbewegung 1980 gegründet hat. Wir hatten damals schnell erkannt, dass reformistische Einpunktbewegungen nicht die Antwort auf die Probleme der Gesellschaft liefern können und uns ein gesamtgesellschaftliches, revolutionäres, antiimperialistisches Politikverständnis erarbeitet. Desweiteren haben wir uns in der autonomen Szene verortet, da die praktische Umsetzung politischer Theorie bei uns immer höchste Priorität hatte. Die Notwendigkeit den politischen Kampf zu führen besteht natürlich weiterhin.

Heute leben wir in einer Zeit der permanenten Krise. Das Bestreben der kapitalistische Ökonomie ist es nicht, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, sondern Profit zu machen. Unfähig, den gesellschaftlich produzierten Reichtum sinnvoll einzusetzen, schafft sie immer mehr Probleme. Es eröffnet sich uns die Frage, wie ein System vernünftiger und humaner Produktion aussehen muss um dem menschlichen Fortschritt Rechnung zu tragen. Wie kann eine menschliche Gesellschaft frei von patriarchalen und rassistischen Denk- und Handlungsweisen ausschauen? Wie gewähren wir dauerhaft Frieden und Freiheit für alle?

Die Menschheit steht vor der historischen Aufgabe, einen entscheidenden Sprung in der gesellschaftlichen Evolution zu machen, der uns ermöglicht, durch rationale und gemeinschaftliche Kontrolle der Produktion sinnvoll gesellschaftlichen Reichtum zu schaffen und all die widerwärtigen Mechanismen der Spaltung, Unterdrückung und Ausbeutung abzuwerfen.

Es geht darum, um es mit Marx zu sagen, dass die Menschheit „ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regelt und unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringt, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden, diesen Stoffwechsel mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten Bedingungen vollzieht“.

Als Prolos sind wir angetreten um dazu beizutragen die notwendigen Voraussetzungen für eine solche historische Aufgabe zu schaffen. Es ist die Aufgabe der revolutionären Linken, die gesellschaftliche und ökonomische Realität zu analysieren um die notwendige Organisierung der politischen Subjekte voranzutreiben, die in der Lage sind, diesen historischen Prozess umzusetzen. Der dialektische Materialismus, als wissenschaftliches und philosophisches Werkzeug, ist uns hierbei eine Hilfe.

Mit diesem Programm wollen wir erklären, wo wir als Gruppe Prolos stehen und vor welchen Problemen die Menschheit steht. Wir werden erklären, warum wir der Ansicht sind, dass wir eine freie kommunistische Gesellschaft brauchen, in der die Produktionsmittel vergesellschaftet sind und die politische Planung von Produktion, Leben, Gesellschaft,Kultur und Wissenschaft in der Hand aller im Sinne basisdemokratischer Räte und Kommunen organisiert wird.

Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen und hoffen, dass euch die folgenden Texte anregen zu einer weiterführenden Auseinandersetzung mit politischer Theorie und dazu, den Kampf gegen das kapitalistische System aufzunehmen. Im Anhang findet ihr noch ein Glossar und ein Literaturverzeichnis.

Weitere Texte, Aufrufe und Infos findet ihr unter: www.prolos.info

Prolos 1980 – 2017


Kapitalismus abschaffen!

Wir sind gegen Kapitalismus und Ausbeutung. Wir werden den Klassenkampf bis zur sozialen Revolution führen und das herrschende System abschaffen.

Die heutige kapitalistische Produktionsweise hat zur Voraussetzung das Dasein zweier Gesellschaftsklassen; einerseits der Kapitalisten, die sich im Besitz der Produktions- und Lebensmittel befinden und andererseits der Proletarier, die, von diesem Besitz ausgeschlossen nur eine einzige Ware zu verkaufen haben: ihre Arbeitskraft; und die diese ihre Arbeitskraft daher verkaufen müssen, um in den Besitz von Lebensmitteln zu gelangen.“ Friedrich Engels, Karl Marx

Wir leben im Kapitalismus, einem Wirtschaftssystem, das weltweit Not, Hunger und Kriege hervorbringt, während sich gleichzeitig enorme Reichtümer in den Händen einer kleinen Minderheit häufen. Der Kapitalismus führt zur Unterwerfung aller Bereiche des menschlichen Lebens unter die Maßgaben des Marktes. Ziel des kapitalistischen Systems ist es Profit zu erwirtschaften. Die Gesellschaft und das Leben der Einzelnen sind diesem Zweck unterworfen. Güter werden im Rahmen dieser Wirtschaftsweise nicht produziert, um gesellschaftliche Bedürfnisse zu befriedigen, sondern um als Ware verkauft zu werden. Der Wert der Waren entsteht nicht von alleine, er ist das Resultat menschlicher Arbeit. Die Aneignung des Mehrwerts durch den/die KapitalistIn ist der Moment der Ausbeutung. Das kapitalistische System beruht auf dieser Ausbeutung, das heißt eine Minderheit gewinnt, die Mehrheit verliert. So spaltet sich die Gesellschaft, wie alle Ausbeutersysteme, in zwei sich antagonistisch gegenüberstehende Klassen. Diese Klassen sind im Kapitalismus die KapitalistInnen- und die ArbeiterInnenklasse. Da jedeR Arbeitende von Ausbeutung betroffen ist, haben diese ein objektives Interesse diese Situation zu ändern.

Im Mittelpunkt der kapitalistischen Wirtschaftsweise steht also der Widerspruch zwischen der Klasse der KapitalistInnen und der zur Lohnarbeit gezwungenen ArbeiterInnenklasse. Andere Klassen (Bauern/Bäuerinnen, KleinbürgerInnentum) spielen zwar durchaus eine Rolle, aber eben keine, die im Kapitalismus einen Klassenantagonismus hervorbringt. Dennoch kann Revolution nur mit einem Klassenbündnis, das die Mehrheit der Bevölkerung umfasst, gegen die Minderheit der AusbeuterInnen gelingen. Die Klassenanalyse muss historischen und territorialen Unterschieden Rechnung tragen.

Der Kapitalismus ist ein unvernünftiges System (was nicht heißt, dass die Marktgesetze keine innere Logik aufweisen). Das individuelle, nur am eigenen Vorteil interessierte Profitstreben der MarktteilnehmerInnen führt durch ihren unplanmäßigen Ablauf immer wieder zu (zyklischen) Krisen. Verarmung, Hunger und Not sind die Folgen für die unteren Klassen. Aus Sicht der KapitalistInnen sollen wir, die Lohnabhängigen, dann den Gürtel enger schnallen. Die Profite bleiben privat, die Verluste sollen vergesellschaftet werden. Die Palette der Krisenlösungsstrategien machen auch vor Krieg und Faschismus nicht Halt. Auch hier zahlt die Zeche größtenteils die Bevölkerung.

Die Herrschenden sehen uns am liebsten im Kampf Aller gegen Alle. Während sie die „freie Konkurrenz“ untereinander weitestgehend auszuschalten versuchen (siehe Punkt „Kampf dem Imperialismus“), befördern sie die Konkurrenz unter den Lohnabhängigen. Doch der „Wettbewerb“ unter den LohnarbeiterInnen führt für uns zu einer Abwärtsspirale. Ein guter Teil der Menschheit ist von diesem Markt ausgeschlossen. Dieser Teil wird in den Metropolen notdürftig abgesichert, sie fungieren als industrielle Reservearmee und befördern damit die Konkurrenz. In den ärmeren Teilen der Welt haben diese „wertlosen“ Menschen, solange sie dem Kapital nicht in die Quere kommen, das Recht Subsistenzwirtschaft zu betreiben oder zu sterben.

Wir stehen als Lohnabhängige auf dem Markt objektiv in Konkurrenz und vereinzelt zueinander. Um das menschenfeindliche System des Kapitalismus zu überwinden, oder auch nur Teilerfolge zu erzielen, müssen wir der Konkurrenz und Vereinzelung unsere internationale Solidarität entgegensetzen und organisiert gemeinsam unsere Interessen klassenkämpferisch vertreten.

Unser einziger Ausweg als ArbeiterInnenklasse ist der gemeinsame Kampf, solidarisch und weltweit!

Uns wird das System der Profitwirtschaft als alternativlos verkauft, aber es versagt täglich und überall, für die meisten von uns, denn es bedeutet für die Mehrzahl der Menschen Ausbeutung, Unterdrückung, Unsicherheit, existenzielle Not, Hunger und Krieg.

Wir kämpfen für eine solidarische Gesellschaft, in der dies der Vergangenheit angehört. Die herrschende Klasse wird nicht freiwillig auf ihre Herrschaft verzichten. Die Eroberung der Kontrolle über die Produktionsmittel und die politische Macht durch die ArbeiterInnenklasse, die soziale Revolution, ist die unabdingbare Voraussetzung für die Überwindung des Kapitalismus.

Wir wollen eine klassenlose Gesellschaft, in der sich was und wie produziert wird an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und nicht am Profitstreben Einzelner. Eine Gesellschaft, in welcher der Reichtum von Allen produziert und kollektiv verwaltet wird, Allen gehört und die Menschen nach ihren jeweiligen Bedürfnissen und Interessen leben und arbeiten können.

Kampf dem Kapital!


Kampf dem Imperialismus

Wir wollen der weltweiten Herrschaft der Militärs, Banken und Konzerne, welche für die meisten Menschen Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg bedeutet, ein Ende setzen.

Das Zentrum dominiert die Peripherie“ Immanuel Wallerstein

Die kapitalistische Wirtschaftsweise befindet sich heute im Stadium des Imperialismus – der weltweiten organisierten Herrschaft multinational agierender Konzerne, Banken und imperialistischer Staaten.

Fortschreitende Technik und Kapitalakkumulation führten bei zunehmender Entwicklung des Kapitalismus zu Zentralisierung im Industrie- und Finanzsektor. Die vielgepriesene „freie Konkurrenz“ verschwindet. Als hervorstechende Merkmale blieben Monopolbildung (b.z.w. Oligopol, Marktbeherrschung durch mehrere Unternehmen), Kapitalexport und Verschmelzung von Industrie- und Bankkapital zum Finanzkapital, sowie beanspruchte Macht- und Einflusssphären (Aufteilung der Welt unter international agierende, monopolistische Kapitalverbände). Dieses Gefüge musste zudem militärisch abgesichert werden. Der Kapitalismus trat in sein imperialistisches Stadium ein.

Die Kapitallogik beinhaltet die Notwendigkeit der Expansion. Die zunehmende Kapitalakkumulation macht die Suche nach neuen Absatzmärkten, Rohstoffquellen und Anlagemöglichkeiten zwingend nötig. Überakkumulation, also Kapital, das nicht mehr sinnvoll in die bestehende Produktion investiert werden kann, führt zu Kapitalexport und schafft einen riesigen Finanzsektor mit eigenen Gesetzmäßigkeiten und Gefahren (Schuldenkrise, Kasinokapitalismus). Der Kampf der verschiedenen imperialistischen Zentren um Absatzmärkte, Rohstoffe und geostrategische Positionen wird wirtschaftlich, aber auch militärisch ausgetragen. Dabei wird der Staat zum „ideellen Gesamtkapitalisten“ und tritt als Vertreter der heimischen Bourgeoise auf. Dies kann zum Krieg der einzelnen imperialistischen Zentren untereinander führen, immer aber zur Unterdrückung der unterworfenen Völker und der unterdrückten Klassen in den imperialistischen Ländern selbst. Der dadurch entstehende militärisch/industrielle Komplex spielt eine weitere wichtige Rolle im imperialistischen System. Der Staat finanziert durch Steuern den Krieg. Die Waffen liefert die Industrie und verdient sich dabei dumm und dämlich. Dies bedeutet eine zusätzliche Umverteilung von unten nach oben. Die Militarisierung wird zum entscheidenden Mittel der Repression nach Innen und Außen.

Die erste geschichtliche Phase des Imperialismus war gekennzeichnet durch massive Expansion und die damit verbundene (Neu-)Aufteilung der Welt in Kolonien. Dies bedeutete für die betroffenen Länder extreme Unterdrückung und Ausbeutung durch die Kolonialherren.

Diese Phase endete im bis dahin beispiellosen Völkermorden des I. und II. Weltkriegs, brachte aber auch die proletarische Oktoberrevolution in Russland als Folge der innerkapitalistischen Widersprüche hervor. Durch die Gründung der Sowjetunion wurden erstmals ein Land und seine Bevölkerung der absoluten ökonomischen Verfügbarkeit durch das Kapital entzogen.

Die zweite Phase, nach den Weltkriegen, war gekennzeichnet von der Systemkonkurrenz des kapitalistischen und des sozialistischen Lagers. Nach der Sowjetunion gründete sich die Volksrepublik China. Infolge dieser Machtverschiebungen gelang es zunächst vielen nationalen Befreiungsbewegungen in den ehemaligen Kolonien die imperialistische Herrschaft abzuschütteln. Der Imperialismus musste schwere Schläge einstecken (wie etwa auf Kuba oder in Vietnam). Die Auseinandersetzungen der beiden damaligen Großmächte (USA und Sowjetunion) wurden militärisch in Stellvertreterkriegen vollzogen. Der Imperialismus wurde durch die starke Präsenz des Warschauer Pakts in die Schranken gewiesen.

Innenpolitisch versuchte der Imperialismus im Zeitalter des Fordismus mit keynesianistischen Wirtschaftsmodellen die heimische Bevölkerung zu befrieden. Dies führte zu gewissen Zugeständnissen an die ArbeiterInnenklasse in den Metropolen (z.B. New Deal in den USA, Sozialpartnerschaft in der BRD). Mit diesen Maßnahmen wollten sich die Imperialisten ein ruhiges Hinterland schaffen.

In Zeiten internationaler Wirtschaftsverflechtungen traten an Stelle der einheitlichen Nationalstaaten zunehmend internationale kapitalistische Interessensvertretungen auf. Im Bereich der Wirtschaft und Politik sind dies beispielsweise EU, IWF oder Weltbank, im militärischen Bereich die Nato.

Instrumente wie IWF, WTO oder Weltbank treiben viele Länder in die ökonomische Abhängigkeit von wirtschaftlich starken Kapitalverbänden. Damit können auch ohne militärische Maßnahmen imperiale Interesse durchgesetzt werden.

Seit den 1990er Jahren, der Auflösung der Sowjetunion und des Warschauer Pakts, fand ein imperialistischer Rollback sondersgleichen statt. In dem entstandenen Machtvakuum entbrannte sofort erneut der Kampf um Einflusssphären. Die Widersprüche und Konkurrenz zwischen den alten imperialistischen Zentren untereinander sowie der Kampf gegen die neuen aufstrebenden Mächten wie Russland und China haben sich seither ständig verschärft. Heute überzieht der imperialistische Krieg ganze Weltregionen und stürzt diese in Chaos und Verelendung. Im Inneren wird die Gesellschaft der imperialistischen Zentren zunehmend militarisiert. Sie nennen es „Kampf gegen den Terror“ oder „humanitäre Einsätze“. Es wird versucht, diese Schlagworte durch die weitgehend gleichgeschaltete Presse propagandistisch in die Bevölkerung zu tragen und Krieg konsensfähig gemacht.

Wirtschaftspolitisch erhebt der Neoliberalismus in globalem Maßstab sein menschenfressendes Haupt. Ungezügelte Ausbeutung und Unterdrückung feiern ihre Auferstehung. Lohndumping, soziale Verschlechterungen, das Aushebeln von Arbeitsschutz und erkämpften Rechten, Neokolonialismus… All das sind nur einige Auswirkungen des internationalen Diktats des Kapitals. Unter diesem Gesichtspunkt müssen auch die sogenannten Freihandelsabkommen wie beispielsweise TTIP, NAFTA und CETA gesehen werden.

Die entsprechende Antwort auf diese Gewaltpolitik ist der proletarische Internationalismus. Alle RevolutionärInnen müssen die Zusammengehörigkeit der Unterdrückten hervorheben und alle fortschrittlichen, sozialistischen Kräfte, so unterschiedlich ihre Bedingungen und Kämpfe auch sind, für den Kampf für eine weltweite freie kommunistische Gesellschaft gewinnen.


Kampf dem Patriarchat auf allen Ebenen !

Unser Kampf gilt dem Patriarchat auf allen Ebenen. Wir müssen Schluss machen mit einem System, das patriarchale Rollenbilder, Handlungsweisen und Machtverhältnisse reproduziert.

Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der alle Menschen unabhängig von ihrer – auch biologischen – Verschiedenheit und ihrer sexuellen Ausrichtung gleichberechtigt und frei von Unterdrückung und Diskriminierung leben können.

Die Entstehung des Patriarchats liegt in vorgeschichtlicher Zeit. Das Patriarchat ist somit weit älter als des kapitalistische System. Die kapitalistische Gesellschaft war jedoch von Anfang an durch ein ausgeprägtes Patriarchat gekennzeichnet, das in deren Grundstrukturen bis heute verankert ist. Der sich entwickelnde Kapitalismus baut auf die patriarchalen Strukturen auf, nutzt sie, aber verändert sie auch.

Zu Beginn der Industrialisierung wurden Männer sowie Frauen und Kinder in der Produktion ausgebeutet. Das änderte sich durch Proteste und Kämpfe der ArbeiterInnenklasse, sowie der Erkenntnis, aufgrund der technischen Entwicklung, Arbeitskräfte besser ausbilden zu müssen und die teure Ware Arbeitskraft länger zu erhalten.

Mit dem Entstehen des „freien Lohnarbeiters“ ging auch die zunehmende „Hausfrauisierung“ der Frau mit sich. Die klassische bürgerliche Familienstruktur (Kleinfamilie) ist für den derzeitigen Kapitalismus immer noch ein wichtiger Wirkmechanismus, auch wenn sich heute teilweise Wandlungen in den Strukturen abzeichnen (Singlegesellschaft, steigende Frauenerwerbstätigkeit, Quotenregelung). Die Frauen übernehmen in der dieser klassischen Kleinfamilie meist überwiegend die unbezahlte Reproduktionsarbeit, während der Mann Lohnarbeit leistet. Die Arbeit, welche die Frau in diesem Sinne leistet wird dadurch unsichtbar und hat geringeren Status. Dieser Status überträgt sich auch auf die Erwerbstätigkeit von Frauen, welche niedriger bewertet wird. Dies zeigt sich in ihrer schlechteren gesellschaftlichen Stellung und nicht zuletzt in einem geringeren Arbeitslohn. Diese Konstellation in der Produktion zementiert die patriarchalen Verhältnisse und baut auf ihnen auf.

„Ohne Sozialismus keine Befreiung der Frau – ohne Befreiung der Frau kein Sozialismus!“ Alexandra Kollontai

Diese Verhältnisse müssen gesellschaftlich abgesichert werden. Eine frühe „Erziehung zum Geschlecht“ ist ein wesentliches Merkmal einer patriarchalen Gesellschaft. Sie geschieht durch Sozialisation, welche die erwünschten geschlechtsspezifische Rollen vermittelt und abweichendes Verhalten sanktioniert. Menschen die nicht in das geschlechtliche Rollenbild passen werden vom Patriarchat ausgegrenzt und unterdrückt.

Diese Sozialisierung von Kindheit an besteht in der Gesellschaft unabhängig von der sozialen Stellung. Das Patriarchat ist somit „klassenunabhängig“, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung.

Das Patriarchat umfasst damit nicht nur eine rein ökonomische Dimension, vielmehr sind patriarchale Vorstellungen, Vorurteile und Verhaltensweisen in Folge struktureller Verankerungen im Denken der Menschen zu einer gewissen Eigenständigkeit herangewachsen. Sie sind fest verankert und werden immer wieder aufs Neue erzeugt und in der Gesellschaft reproduziert. Die materiellen Grundlagen der Gesellschaft bringen als Basis den Überbau aus Macht- und Herrschaftsverhältnissen hervor, prägen gesellschaftliche Strukturen und schaffen Ideologien. Damit bestimmen sie das Denken und Handeln der Menschen und bestimmen damit auch wieder das gesellschaftliche Sein. Das Patriarchat ist also keineswegs eine materiell gewordene Idee, nach der sich die Realität richtet, noch kann es durch die Dekonstruktion derselben abgeschafft werden.

Wenngleich die Abschaffung der kapitalistischen Ökonomie die Voraussetzung für eine herrschaftsfreie Gesellschaft ist und die Überwindung der untergeordneten Rolle der Frau im Produktionsprozess bedeutet, heißt das nicht, dass die patriarchale Ideologie, sexistische Vorurteile und Verhaltensweisen, vorgegebene Beziehungsmuster und gesellschaftliche Rollenzuweisungen hierdurch automatisch mit entsorgt werden.

Der Kampf gegen das Patriarchat ist nicht allein Frauensache, sondern muss fester Bestandteil linker revolutionärer Politik sein und auf die gesamte Gesellschaft ausgeweitet werden..

Die gesamte patriarchale Ideologie muss einer radikalen Kritik unterzogen werden. Dies bedeutet die Reflexion der eigenen ansozialisierten Verhaltensweisen sowie die Abschaffung von gesellschaftlicher, staatlicher und struktureller Unterdrückung und ökonomischer Ausbeutung, also einen umfassenden Kampf gegen die patriarchale Praxis.

Nicht mehr gesellschaftliche Konstrukte von Männlichkeit oder Weiblichkeit sollen unser Selbstverständnis und unsere Sicht der anderen bestimmen. Wir wollen eine Welt, in der Menschen einander unverstellten Blickes begegnen und alle ihr Leben frei gestalten können, ohne durch ihre Anatomie festgeschrieben zu sein.

Nieder mit dem Patriarchat – für eine Gesellschaft sich frei entwickelnder, gleichberechtigter Menschen.


Der Staat muss abgeschafft werden

Der Staat als Gebilde besteht zu nichts weiter, als zur Aufrechterhaltung der Klassengesellschaft“ W. I. Lenin

Unser Kampf gilt dem Staat als gesellschaftliche Organisationsform. Wir sind gegen Bullen, Justiz, Militär und alle sonstigen Institutionen, die der Aufrechterhaltung eines ausbeuterischen Klassenverhältnisses dienen.

Der Staat ist keine unersetzbare, per Naturgesetz über der Gesellschaft stehende Institution, er ist vielmehr ein Produkt der menschlichen Gesellschaft selbst. Er ist das Resultat der Spaltung der Gesellschaft in unterschiedliche Klassen. Er kann also am besten als Maschinerie zur Aufrechterhaltung der Herrschaft einer Klasse über die Anderen und als Mittel zur Niederhaltung und Unterdrückung der ausgebeuteten Klassen beschrieben werden.

Im kapitalistischen System fungiert der Staat aber auch als ideeller Gesamtkapitalist. Die unter den einzelnen KapitalistInnen, Banken und Konzernen herrschende Konkurrenz bedingt, dass die Interessen der Einzelnen nicht gleichzusetzen sind mit den Interessen der herrschenden Klasse an sich. Der Staat stellt die Rahmenbedingungen, soll Sicherheit, Stabilität und gesetzliche Bedingungen schaffen und so das Funktionieren der kapitalistischen Wirtschaftsweise garantieren. Er entwickelt deshalb eine gewisse Autonomie und Eigenleben. Die jeweiligen Erscheinungsformen (Monarchie, Diktatur, parlamentarische Demokratie) ändern an seiner grundsätzlichen Bestimmung nichts.

Um Stabilität und Sicherheit für die herrschende Klasse zu garantieren, verfügt der Staat über ein Arsenal an bewaffneten Repressionsorganen wie Armee, Polizei und Geheimdienste, die nach Außen die Interessen der nationalen KapitalistInnen gegen andere KapitalistInnen und nach Innen gegen die Mehrheit der lohnabhängigen Klasse durchsetzen sollen.

Zusätzlich schafft der Staat durch arbeiterfeindliche Gesetzgebung gezielt Unsicherheit, erzeugt Abhängigkeiten, z.B. durch gesetzlich sanktionierte prekäre Beschäftigungsverhältnisse, auf Seiten der lohnabhängigen Klasse um diese flexibler verwertbar zu machen und Autonomiebestrebungen im Keim zu ersticken.

Da Unterdrückung allein keine Stabilität sichern kann, verfügt der bürgerliche Staat über ein Geflecht an Institutionen wie z.B. Justiz, Gefängnisse, Schulen, Ämter und bürokratische Einrichtungen, die ihrerseits strukturelle Gewalt ausüben. Ein Heer an Ideologieproduzenten in Bildungseinrichtungen und Medien sorgt dafür, dass sich die bürgerliche Ideologie ständig reproduziert und verbreitet.

Voraussetzung für das Abschaffen des Staats ist die Überwindung der Klassengesellschaft. Da die herrschende Klasse ihre Macht sicherlich nicht freiwillig abgibt, ist Klassenkampf und schließlich Revolution notwendig. Deshalb kämpfen wir für die soziale Revolution, wollen die eigene Seite aufbauen, die Standpunkte der radikalen Linken in inhaltlicher, strategischer und organisatorischer Hinsicht weiterentwickeln, die ideologische Hegemonie der Herrschenden aufbrechen und den Klassenkampf in allen gesellschaftlichen Bereichen vorantreiben.

Durch die soziale Revolution tritt an die Stelle des Ausbeutersystems die organisierte Macht der Mehrheit, die ehemals lohnabhängige Klasse.

Die Organisierung der neuen Gesellschaft wird sich an den historischen Notwendigkeiten der Zukunft orientieren. Höchstwahrscheinlich ist in einer Übergangszeit ein Klassenkampf mit umgekehrten Vorzeichen zur Niederhaltung der ehemals herrschenden Klasse notwendig.

Deshalb kann es keinen Frieden mit dem Staat geben – er muss abgeschafft werden!

Wir wollen die Organisierung der Gesellschaft nach rätekommunistischen Prinzipien, die keinen Staat im eigentlichen Sinne mehr darstellen. Von Anfang an sollen Gesellschaft und Produktion von unten nach oben, basisdemokratisch, unter Teilhabe Aller aufgebaut und genutzt werden (siehe Punkt „Kapitalismus abschaffen“). Alle sollen am kollektiven Entscheidungsprozess teilnehmen können. Dies sind die Grundlagen einer klassenlosen Gesellschaft – der Staat in seiner heutigen Bedeutung wird damit überflüssig.

Wir kämpfen für eine Gesellschaft, die keinen Staat mehr braucht, eine Gesellschaft ohne Klassen, ohne Ausbeutung und Unterdrückung – für den freien Kommunismus!


Schluss mit der Umweltzerstörung. Für eine ökologisch sinnvolle Gestaltung der Umwelt

Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier“ Gandhi

So wenig wie das Kapital die Menschen achtet und sie zum bloßen Objekt der Ausbeutung macht, so wenig achtet es die Natur – die Umwelt.

Die Vorstellung „Macht Euch die Erde untertan“ bildet dabei die ideologische Legitimation, doch erst mit der industriellen Revolution wurden die Mittel produziert diesen Gedanken im großem Stil in die Tat umzusetzen.

Anstatt der Produktion für den Bedarf steht im Kapitalismus die Produktion von Waren zur Erlangung von Profit im Vordergrund. Wie die Menschen so wird auch die Natur als Produktionsfaktor und bloßes Objekt der Ausbeutung gesehen. Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, zum Zwecke der Profitmaximierung, selbst wenn nur kurzfristig rentabel, steht dabei eindeutig im Vordergrund.

Mit nicht wiedergutzumachenden Schäden. Um ihre Profite zu vermehren, gehen sie nicht nur über Leichen, sondern sind auch bereit die Erde in einen Müllhaufen zu verwandeln.

Waldsterben und massive Abholzung der tropischen Regenwälder, Verschmutzung von Luft, Flüssen und Meeren, Zerstörung der Atmosphäre (Ozonloch), Überfischung und hemmungslose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen – dies sind nur einige Punkte in der schier unendlichen Kette von Verbrechen an der Umwelt, die das herrschende System begeht.

In gerade mal 150 Jahren industriellen Kapitalismus hat es die herrschende Klasse geschafft die Erde nachhaltig auszuplündern und weite Teile davon zu zerstören. Die längerfristigen Auswirkungen dieses Raubbaus an diesem Planeten sind kaum abzusehen.

Die Klimaveränderung beispielsweise, direkte Folge der Erderwärmung aufgrund des ungebremsten CO2-Ausstoßes, produziert massenweise Katastrophen. Das Abschmelzen der Polkappen und die Erwärmung der Meere verursachen Hurrikans, Überschwemmungen und eine nachhaltige Veränderung der Flora und Fauna. Die Verwüstung weiter Teile vormals fruchtbaren Landes und die Überschwemmung ausgedehnter Küstenregionen wird Millionen von Menschen ihrer Lebensgrundlage berauben und zu Umweltflüchtlingen machen. Trotzt des „grünen“ Gelalles der Politiker aus den Industrienationen, die den Entwicklungsländern den schwarzen Peter bei der Verzögerung von Umweltschutzabkommen zuschieben wollen, ist die Realität eine andere. Nach wie vor sind es die Industrieländer, die den Löwenanteil zur Umweltzerstörung beitragen. Der scheinheilig sogenannte „green Deal“ versucht obendrein auch noch längst überfällige (oder auch sinnlose) „Umweltschutzmaßnahmen“ in eine profitträchtige Gelddruckmaschine zu verwandeln und die Öffentlichkeit über den wahren Charakter kapitalistischer Umweltzerstörung hinwegzutäuschen.

Angeheizt durch eine ungeheure Werbeindustrie werden gleichzeitig immer noch größere Autos gebaut, noch mehr Flugkilometer abgerissen und immer mehr überflüssiger Wohlstandmüll produziert.

So tritt das Kapital das Recht der Mehrheit der Menschheit und den nachfolgenden Generationen auf gesunde Umwelt mit Füßen – eine Umwelt, von der wir letztendlich alle abhängen!

Wenn sie nicht endlich gestoppt werden!

Uns ist bewusst, dass es immer einen Widerspruch zwischen dem Menschen und seiner natürlichen Umwelt geben wird. Neue Techniken haben der Menschheit große Möglichkeiten eröffnet und auch wir befürworten Fortschritt und Entwicklung, aber wir bekämpfen das kapitalistische System, das in der Natur nur ein Mittel sieht, um Profit zu erwirtschaften. Die Abschaffung des Kapitalismus ist die Grundvoraussetzung, um zu einem neuen Verhältnis zwischen dem Menschen und der nichtmenschlichen Natur zu kommen.

Wir wollen ein neues Bewusstsein schaffen, das genau abwägt zwischen Nutzen und Schaden von Technik und Produktion, welches das Verhältnis von Ressourcen fördern und Naturzerstörung kritisch prüft, das Nachhaltigkeit beachtet. So werden Technologien, Fortschritt und Entwicklung auch daran gemessen werden, wie effizient sie dem Menschheitsinteresse am Erhalt der Natur dienen. Wir wollen, dass der Fortschritt wirklichen Nutzen und Wohlstand für Alle bringt und nicht nur Profit für Wenige. Wir arbeiten dafür, dass die Menschen erkennen, dass sie Teil der Natur sind und sie sich im eigenen Interesse vernünftig und bewusst darin bewegen sollten.

Und ja, die Menschheit wird sich mehr denn je die Frage stellen müssen: Brauchen wir den ganzen Scheiß eigentlich, der tagtäglich produziert wird?

Wir treten dafür ein, dass die Menschen unter Anwendung wohlüberlegter, wissenschaftlicher Erkenntnisse von ihren technologischen Möglichkeiten im besten, ökologischen Sinne Gebrauch machen, damit alle Menschen in einer weitestgehend intakten Umwelt aufwachsen und leben können.


Gegen Nationalismus, Faschismus und Rassismus – Hoch die internationale Solidarität!

Wir verurteilen Nationalismus, Faschismus und Rassismus als Ideologien, die der herrschenden Klasse nützen, um die Menschheit aufzuspalten und ihre Klassenherrschaft zu stützen.

Nationalismus, Faschismus und Rassismus sind Ideologien, die von der herrschenden Klasse gefördert und nach Bedarf genutzt werden, um ihre Machtverhältnisse zu unterstützen und zu legitimieren. Sie sollen die unteren Klassen spalten und die Aggression gegen die „Anderen“ lenken, um von den Widersprüchen der eigenen Klassengesellschaft abzulenken.

Dabei beinhaltete, historisch gesehen, die nationale Idee, als Kampf des Bürgertums gegen feudale Verhältnisse, zu Beginn noch durchaus fortschrittliche Elemente. Dies ist auch bei den nationalen Befreiungsbewegungen im Trikont, wenn auch nicht ganz unproblematisch, zu beobachten.

Im entwickelten Kapitalismus spielt der Nationalismus jedoch eine durch und durch reaktionäre Rolle. Er soll in den Köpfen der Mehrheit der LohnarbeiterInnen eine nationalstaatliche Volksgemeinschaftsideologie im Sinne der Herrschenden verankern, um dem Klassenkampf die Spitze zu brechen. (siehe auch Punkt „Der Staat muss abgeschafft werden)

Die extremste Form des Nationalismus ist der Faschismus. Der Faschismus ist eines der größten Verbrechen, das die herrschende Klasse hervorgebracht hat. Der Faschismus ist eine Krisenlösungsstrategie des Kapitalismus. Unter gewissen Bedingungen billigt der Kapitalismus den Arbeitenden gewisse Rechte und Privilegien zu, um sich „sozialen Frieden“ zu erkaufen. In der Krise werden diese Stück für Stück abgebaut. Machen es die Bedingungen notwendig, greift er zu offener Gewalt. In der Krise wird er zum Menschenfresser.

Für die Menschen bedeutet Faschismus die Aussetzungen aller Rechte und Freiheiten, maßlose Unterdrückung und Vernichtung von Minderheiten und Andersdenkenden.

In Deutschland konnte sich zwischen 1933-45 die krasseste Form des Faschismus, der Nationalsozialismus, in bis dahin nicht gekannter Form austoben. Juden/Jüdinnen, Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte, KommunistInnen, SozialistInnen, GewerkschafterInnen, KünstlerInnen, sogar sich den FaschistInnen widersetzende Geistliche und sonstige Andersdenkende fielen einer perfekt durchorganisierten Unterdrückungs- und Mordmaschine zum Opfer.

Der Schrecken des Holocaust, die im Rassenwahn planmäßige Ermordung von Millionen von Juden/Jüdinnen, verdeutlicht noch einmal die ganze Perversität dieses Systems. Das sollte allen kommenden Generationen Mahnung und Handlungsanweisung sein, doch wurde nach dem Krieg nicht wirklich mit dieser Geschichte gebrochen. Die herrschende Klasse und ihre RepräsentantInnen haben sich schnell von ihrer Niederlage erholt und bestimmten bald wieder das Bild der neu entstandenen Bundesrepublik. In Politik, Justiz, Polizei und Militär fanden sich schnell die alten Nazis wieder. Für die BRD kann deshalb von einer „faschistischen Kontinuität“ gesprochen werden. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der Politik des wiedererstarkten Deutschlands und seines, spätestens nach Annexion der DDR, immer aggressiveren Auftretens.

Der Nationalsozialismus trieb auch die Ideologie des Rassismus auf die Spitze. Rassismus, Xenophobie (Fremdenfeindlichkeit) und Elitedenken als Selbsterhöhung und Legitimation der eigenen Herrschaft über Andere gab es auch in vergangenen Epochen. Es geht immer um die Abwertung der „Anderen“ (Barbaren, Wilde, Untermenschen), um ihre Ausbeutung und Unterdrückung zu rechtfertigen. Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhr der Rassismus eine „Verwissenschaftlichung“. Mit der „Entdeckung“ und „Bestimmung“ immer neuer „Rassen“ wurden diesen biologisch „begründete“ Eigenschaften zugewiesen und bewertet. Mit der im Zuge dessen einhergehenden „Wissenschaft“ der Eugenik wurden Eigenschaften wie Intelligenz, Talent, Charakter und sogar die Klassenlage, als vererbbar behauptet. Die Entwicklung verschiedener Völker und Nationen wurde eng mit der vermeintlich nieder- oder höherstehenden „Rasse“ verknüpft. Diese Ideologie gipfelte wieder im Antisemitismus und der Rassenideologie der Nazis (Nürnberger Rassengesetze).

Dieses elitäre, menschenverachtende Denken führte folglich auch zur Ausgrenzung aller Menschen, die nicht ins Herrenmenschenbild der Nazis passten. Viele Menschen mit Behinderung ließen ihr Leben in den Euthanasieprogrammen, als unwertes Leben abqualifiziert, wurden zwangssterilisiert und weggesperrt.

Dieses Denken ist durch seine lange Geschichte fest in den ökonomischen, gesellschaftlichen und staatlichen Strukturen, sowie in den Köpfen der Menschen verankert und bildet nach wie vor die Ausgangslagen für rassistische und diskriminierende Verhaltensmuster. Ausgrenzung von Flüchtlingen, Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, rassistisch motivierte Anschläge und Pogrome und Antisemitismus sind davon nur offensichtlichster Ausdruck.

Gegen Nationalismus, Faschismus, Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art muss deshalb auf allen Ebenen ein entschlossener Kampf geführt werden.

Wir KommunistInnen kämpfen für eine Gesellschaft, die auf einem solidarischen Miteinander aller Menschen basiert, um allen ein bestmögliches Leben zu gewährleisten.

Dem Nationalismus stellen wir den proletarischen Internationalismus entgegen. Der Faschismus muss an der Wurzel ausgerissen und dem faschistischen Terror der antifaschistische Selbstschutz entgegensetzen werden. Rassistisches und diskriminierendes Bewusstsein, auch in den eigenen Köpfen, muss hinterfragt, kritisiert und bekämpft werden.

Als InternationalistInnen, in dem Bewusstsein, dass es keine Rassen, sondern nur eine Menschheit gibt, kämpfen wir für eine Welt, in der Nationalismus, Faschismus rassistisches Denken und Diskriminierung jeglicher Art der Vergangenheit angehören.


Der historische und dialektische Materialismus ist die Basis unserer Weltanschauung

Die philosophische Form des Materialismus geht davon aus, dass die Materie das Primäre ist und sich alle anderen Erscheinungsformen daraus ableiten. Somit ist Materie eine philosophische Kategorie zur Beschreibung der objektiven Realität und damit weiter gefasst als der rein physikalische Materiebegriff. Damit steht der Materialismus dem Idealismus konträr entgegen, der die wie auch immer geartete „Idee“ als das Primäre erklärt. Wir sagen, dass die äußere Welt real und objektiv vorhanden ist und bekennen uns zu den Erkenntnissen der Naturwissenschaft.

Materie in all ihren Erscheinungsformen ist sich bewegende Materie. Bewegung ist das Resultat der den Dingen innewohnenden Widersprüche. Das Gesetz von der Einheit der Gegensätze ist das fundamentale Gesetz der materialistischen Dialektik.

Alle Dinge und Erscheinungen haben stets quantitative sowie qualitative Merkmale. Quantität und Qualität bilden zugleich eine Einheit und einen Widerspruch – sie stehen in einem dialektischen Verhältnis zueinander. Quantitative Veränderungen (Anhäufungen) können sprunghaft in qualitative Veränderungen umschlagen. Dadurch entsteht etwas völlig Neues. Diese Erkenntnis ist ausschlaggebend für den revolutionären Prozess. Das Gesetz der Negation der Negation schließlich erklärt die sich ständig wiederholende Entwicklung der Welt, in der es keinen Stillstand gibt.

Der materialistische Monismus begreift die Wirklichkeit als ein System miteinander verbundener Bewegungsformen, das nicht in prinzipiell gegensätzliche Bereiche gespalten ist. Indem er die Welt aus sich selbst erklärt verwirft er sämtliche Gottes- oder Schöpfungsvorstellungen und ist somit konsequent atheistisch.

Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.“ Karl Marx

Wir wenden uns gegen jegliche Formen institutioneller Religionsausübung, welche Naivität und Verzweiflung der Menschen nutzt, um Macht auszuüben. Niemand soll wegen seines persönlichen Glaubens verfolgt werden. Wir aber lehnen Glauben an irgendwelche Geister oder Götter oder sonstige irrationalen Kräfte ab und stehen für Wissenschaft und Vernunft. Alle Spielarten des Spiritualismus und der Esoterik sowie sonstiger metaphysischer Heilslehren werden von und ebenfalls abgelehnt.

Wir gehen davon aus, dass die Materie die Grundlage des Bewusstseins ist. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Das Denken und das Bewusstsein sind Entwicklungsprodukte und Eigenschaften der Materie. Sinnliche Erkenntnis kann sich in rationale Erkenntnis umwandeln und so die Grundlage für konkrete Handlungen bilden: Vom Sein zur Idee zur Praxis.

Dies bedeutet aber auch, dass die objektive Wahrheit (Realität), grundsätzlich erkennbar ist. Durch den dialektischen Erkenntnisprozess, das heißt mit Hilfe unendlich vieler relativer Wahrheiten, nähert sich der erkennende Mensch der absoluten Wahrheit immer mehr an.

Im dialektischen Erkenntnisprozess wirkt die Materie (das Sein) auf das Bewusstsein ein, aber auch umgekehrt wirken sich die entwickelten Ideen und die sich daraus ergebenden Handlungen wiederum auf das Sein aus. Auch dies ist ein sich immer wiederholender Prozess. Zudem stehen alle Dinge in einem objektiven Zusammenhang zueinander.

Der historische Materialismus betrachtet auch die Entwicklung der Gesellschaft anhand der ihr innewohnenden Widersprüche (Klassenwidersprüche). Die Grundlage des gesellschaftlichen Bewusstseins wird maßgeblich, wenn auch nicht ausschließlich, vom gesellschaftlichen Sein, das heißt dem Entwicklungsstand der Produktionsweise und der Produktivkräfte und der sich daraus ergebenden Produktionsverhältnisse, bestimmt. (siehe Punkt „Kapitalismus abschaffen“)

Gesellschaftliche Veränderungen vollziehen sich anhand von Klassenwidersprüchen – somit ist der Klassenkampf eine entscheidende Triebkraft der Geschichte. In der derzeitigen Phase des Kapitalismus/Imperialismus besteht ein antagonistischer (unauflösbarer) Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit. Dieser antagonistische Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit lässt sich nur durch die soziale Revolution aufheben.

Für unsere politische Arbeit sind folgende philosophischen Feststellungen von größter Bedeutung:

Wir wollen die Theorie nicht gering achten. Ohne revolutionäre Theorie gibt es keine revolutionäre Bewegung, aber für uns als RevolutionärInnen darf der Prozess der Theoriebildung nicht damit enden die Welt zu erkennen. Es kommt darauf an sie aktiv umzugestalten.

Ausschlaggebend für jede politische Praxis ist der dialektische Erkenntnisprozess. Die Praxis muss ständig analysiert und verbessert werden. Dieser andauernde Prozess hilft uns, uns der objektiven Wahrheit immer mehr anzunähern, diese schrittweise immer genauer zu erkennen und unser politisches Handeln ständig zu verbessern. Ohne Tabus müssen RevolutionärInnen nach der objektiven Wahrheit forschen. Der dialektische Materialismus lehnt jeglichen Dogmatismus ab.

Alle politischen Theorien müssen sich in der Praxis beweisen.

Das ist es, was wir unter dem „Primat der Praxis“ verstehen!

Die Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert, es kommt drauf an, sie zu verändern.“ Karl Marx


Unsere Utopie: Der freie Kommunismus.

Die Auseinandersetzung mit politischer Theorie, Ökonomie und Philosophie brachte uns zu dem Ergebnis, dass wir für eine freie kommunistische Gesellschaft kämpfen werden. Aus der bisher dargelegten Analyse und Kritik der Gesellschaft bzw. der Welt ergeben sich für uns die Fragen: Wofür wollen wir konkret kämpfen und wie wollen wir leben? In den Texten dieser Broschüre wurden schon Fragmente unserer Vorstellungen deutlich.

Die freie kommunistische Gesellschaft wird eine Gesellschaft ohne Unterdrückung sein. Konkurrenzkampf, Ausbeutung und Unterdrückung werden dem Wunsch der Menschen weichen, eine neue gemeinsame Welt zu entdecken an der alle ohne Vorbedingungen teilhaben können. Es wird keine Klassen, keine Geschlechterrollen, keine Rassen mehr geben, weil wir erkannten, dass diese Konstrukte vom Menschen geschaffen wurden um die Menschheit zu spalten und zu versklaven.

»Eine Weltkarte, die das Land Utopia nicht enthielte, wäre nicht wert, dass man einen Blick darauf wirft.« Oscar Wilde

Einige wenige haben von diesen Unterteilungen profitiert, doch nun sind sie Geschichte. Die Ökonomie, deren Erschaffer sie waren ist mit ihnen verschwunden, denn wir arbeiten nicht mehr für Profite, Wachstum und Konzerne. Wir arbeiten für unsere Bedürfnisse, die wir jetzt erfahren können ohne von der Warenwelt des Kapitalismus geblendet zu sein. Diese neue Art der Arbeit dient dem gesellschaftlichen Zusammenleben und dessen Weiterentwicklung. Der gesellschaftlich geschaffene Reichtum kommt allen zugute und wird gerecht verteilt.

Die Produktion auf Kommando ist verschwunden. Wir planen und arbeiten kollektiv. Der technologische Fortschritt wird dazu eingesetzt um die Arbeit zu erleichtern und Zeit zu sparen. So gewinnen wir Kraft und Zeit die wir mit der Gestaltung unseres Lebens verbringen können.

Wo kollektiv produziert und organisiert wird, verschwindet die unsinnige Trennung von Hand- und Kopf Arbeit, die eine Hierarchisierung ermöglicht hatte. Sie hatte uns entfremdet vom Prozess der Herstellung und der Natur, sie hat alles in Bereiche unterteilt und uns nur einzelne Bereiche erfahren lassen. Wir haben gelernt die Welt und ihre Kreisläufe ganzheitlich zu begreifen, um so bewusst unsere Geschichte als Menschheit zu bestimmen.

Mit der Revolution hat sich eine ökologische Denkweise durchgesetzt, die es ermöglicht, die Natur um uns herum, die Materialien, die Rohstoffe, die Tiere und Pflanzen bewusst zu betrachten. Diese Denkweise ermöglicht es uns, den Planeten für alle Wesen als Lebensgrundlage zu erhalten.

Profit und Geld sind verschwunden und die freie Wissenschaft blüht. Die selektive Bildung endete und wurde ersetzt durch eine, welche der Verschiedenheit der Menschen Rechnung trägt. Sie konnte zugleich durch das Ende ihrer Beschränkung ein kaum vorstellbares Maß an allgemeiner Bildung schaffen. Die Bildung hat nunmehr die Aufgabe den Menschen zu einem eigenständigen, sich selbst bewussten, mündigen und rational denkendem Wesen zu erziehen. Sie war bereits in der Vergangenheit unsere Hauptwaffe gegen den Sexismus und die patriarchale Unterdrückung der Frau. Wir haben die alten Charaktere der sexistischen, rassistischen, etatistischen Wissenschaften, die technischen BürokratInnen, das politische Personal, die religiösen Prediger, die KapitalistInnen und die von ihnen behaupteten Lügen entwaffnet und entmachtet. Bildung selbst funktioniert nur als lebenslanger Lernprozess und nicht als starre Abarbeitung eines institutionellen Lebenslaufes.

Wo die Menschen sich als gleich begreifen und auf einer Ebene arbeiten, in Solidarität leben, sich respektieren, wo alle eine Platz haben gibt es keine Grenzen und Staaten mehr. Die Revolution hat sie zerschlagen mitsamt ihren Institutionen und Ideologien. Eine universelle Bewegungsfreiheit bietet den Menschen nie geahnte Möglichkeiten. Die notwendige Organisation der Gesellschaft findet in basisdemokratischen Räten und Kommunen statt, um allen Menschen die Möglichkeit zu geben Geschichte selbst zu bestimmen. Die Räte sind Ausdruck allgemeiner Kollektivität.

Im Kapitalismus wurde das Individuum zu einer Zahl degradiert, für Statistiken, Umfragen und Rechnungsabläufe. In der freien kommunistischen Gesellschaft achten sich die Menschen, sie sind nicht mehr ausgeschlossen vom Lauf dieser Welt, sondern haben gleichermaßen an den kollektiven Entscheidungsprozessen teil. Das Ausleben individueller Freiheit findet seine Grenzen an den kollektiv getroffenen Entscheidungen und Vereinbarungen. Die Menschen werden Wege finden Interessenskonflikte vernünftig und auf einer wissenschaftlichen Grundlage zu klären.

Die freie kommunistische Gesellschaft ist eine Gesellschaft der Achtung voreinander und der Welt, der höchstmöglichen individuellen Freiheit und kollektiver Entscheidungsfindung. Kein Mensch muss mehr Ausbeutung und Fremdbestimmung, Unterdrückung und Gewalt fürchten. die Menschen übernehmen wieder Verantwortung für einander.

Der Kapitalismus hat die materiellen Voraussetzungen für die neue Gesellschaft geschaffen. Es liegt an uns diese Möglichkeiten zu nutzen, bewusst auf Entwicklungen einzuwirken, um die positive Zukunft der Welt zu bestimmen. Die soziale Revolution hat der Entwicklung hin zum freien Kommunismus Nachdruck und Stärke verliehen. Lasst uns nach den Sternen greifen. Die Zukunft erwartet uns.


Es ist Aufgabe aller RevolutionärInnen die soziale Revolution zu machen.

Protest ist, wenn ich sage das und das passt mir nicht. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, dass das, was mir nicht passt, nicht mehr passiert.“ Ulrike Meinhof

Wir sind eine Organisation von AktivistInnen. Wir sind kein Lesezirkel und kein Debattierclub. Das Primat liegt auf der politischen Praxis. Natürlich ist für eine revolutionäre Praxis eine revolutionäre Theorie nötig. Alle sind aufgerufen die Theorien anzueignen, zu überprüfen und gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Es ist unsere Aufgabe den Menschen unsere Ansichten zu vermitteln und sie für die revolutionäre Sache zu begeistern. Dazu ist politische Arbeit zu leisten und aktiv für eine grundlegende gesellschaftliche Veränderung zu kämpfen.

Die Revolution ist kein Gastmahl, kein Aufsatzschreiben, kein Bildermalen oder Deckchenstricken. … Die Revolution ist ein Aufstand, ein Gewaltakt, durch den die eine Klasse die andere Klasse stürzt.“ Mao Tse Tung

Der revolutionäre Kampf bestimmt die notwendigen Mittel. RevolutionärInne kümmern sich nicht um Legalität, sondern um Legitimation. Wir werden alle Möglichkeiten des Widerstandes nutzen, wenn sie politisch richtig sind und der objektiven Situation entsprechen. Das Gewaltmonopol des Staates wird von uns grundsätzlich in Frage gestellt. In diesem Sinne sind wir militant.

Es gilt den Kampf um die Köpfe und Herzen der Menschen zu führen. Organisiert euch in den jeweiligen Lebenszusammenhängen – bildet revolutionäre Banden, Gruppen und Organisationen oder schließt euch solchen an! Organisiert euch überregional, weltweit.

Wir wollen die soziale Revolution und keinen reformierten Kapitalismus. Wir kämpfen für eine freie, klassenlose, kommunistische Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung. In der sich sowohl Art und Weise, als auch was produziert wird am Bedürfnis aller orientiert. Dies wird sich innerhalb der kapitalistischen Profitlogik nie verwirklichen lassen. Deshalb stehen wir ein für eine grundsätzliche Veränderung der derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnisse. Wir wollen den Kapitalismus in die Tonne treten!!!

Gegen Patriarchat, Faschismus, Rassismus, kapitalistische Globalisierung und imperialistischen Krieg!

Hoch die internationale Solidarität!

Für die soziale Revolution! Für den freien Kommunismus!