Nazis sagen: Schwandorf ist eine Nazi-Stadt mit Nazi-Regeln.
Wir sagen: Nicht mit uns!
Antifaschistische Demo am 27.7.2019 in Schwandorf. Zugtreffpunkt Nürnberg: 10:20, Hauptbahnhof Osthalle
Weitgehend unbehelligt und lange Zeit im Verborgenen etablierte sich in der Region Schwandorf eine gut vernetzte Gruppe von Nazi-AktivistInnen. Sie nennen sich Prollcrew Schwandorf, fahren gemeinsam zu Aufmärschen und Vernetzungstreffen der militanten Nazi-Szene, veranstalten Rechtsrock-Konzerte und terrorisieren Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen. …und natürlich werden sie von Staat und Polizei geduldet.
Der Prollcrew Schwandorf gelingt es, sich vielen Menschen in der Region als die netten Nazis von nebenan darzustellen. Ihre Mitglieder sind aktiv in zahlreichen Vereinen und halten sich mit öffentlichen Auftritten wie Kundgebungen oder Infoständen in Schwandorf selbst zurück. Das hindert sie freilich nicht, Menschen einzuschüchtern und anzugehen, die nicht ihrer widerlichen Ideologie entsprechen. Ihren Anspruch, Kultur und Alltag in Schwandorf zu dominieren zeigt die Prollcrew mit dem Slogan „Unsere Stadt – Unsere Regeln“. Sportvereine nutzen sie für ihre Vernetzung und um an Lokalitäten für ihre Veranstaltungen zu kommen, bei denen sie dann rechtsradikale Bands wie Germanium oder Schanddiktat auftreten lassen.
Die Mitglieder der Prollcrew Schwandorf fahren nicht nur gemeinsam zu Nazi-Konzerten, sondern sie gehören auch zu jenen, die sich an zentral wichtigen Veranstaltungen der deutschen und europäischen Naziszene beteiligen, wie etwa dem „Tag der deutschen Zukunft“ oder dem „Heldengedenken“ in Wunsiedel. Letzteres wird von der neonazistischen Partei „Der III. Weg“ organisiert.
Im mittlerweile verbotenen „Freien Netz Süd“ war die mittlere Oberpfalz ein wichtiger Knotenpunkt. Bis vor einigen Jahren war Schwandorf Heimat der mit diesem Netzwerk verbandelten Nazi-Kameradschaft „Widerstand Schwandorf“. Als diese Kameradschaft ihre Aktivitäten herunterfuhr, trat die „Prollcrew Schwandorf“ in Erscheinung. Diese Nazistruktur wächst seit 2012. Ideologisch und organisatorisch ist sie teilweise in der Kontinuität der Aktivitäten des „Freien Netz Süd“ zu sehen.
Derartige Netzwerke und Kameradschaften sind Ausgangspunkt und Mobilisierungsbasis für zahlreiche Naziaufmärsche, für rassistische Angriffe. Auch die Mord- und Anschlagsserie des NSU wäre ohne die aktive Mitarbeit und Unterstützung eines Netzwerks aus KameradschaftsaktivistInnen, und V-Leuten nicht möglich gewesen.
Es gibt kein ruhiges Hinterland!
Wie zu erwarten, schauen Behörden, die Stadtpolitik, der Bayerische Fußballverband und häufig auch die Vereine, in denen die Nazis aktiv sind, lieber weg, als dem rechten Treiben Einhalt zu gebieten. Immer wieder greifen Neonazis in der Region Menschen an, die ihnen unliebsam sind. Stadtverwaltung, Politik und Polizei unternehmen natürlich herzlich wenig dagegen, dass sich die FaschistInnen in der Oberpfalz weiterhin breit machen. Die Antwort zu vieler angesichts des Nazitreibens: Schweigen, Ignorieren, Tolerieren.
Schwandorf steht aber nicht nur für den mörderischen Nazianschlag auf ein Wohnhaus 1988 , bei dem vier Menschen ums Leben kamen, und für das Wegschauen der Teilen der Gesellschaft bei faschistischen Umtrieben. Es gibt in der Region auch eine Tradition des aktiven Antifaschismus und des Widerstands, etwa gegen die WAA in den 80er Jahren. Das Jugendzentrum im benachbarten Burglengenfeld steht seit Jahrzehnten für eine lebendige demokratische Widerstandskultur und stabil gegen rechts. Abgesehen von solchen Lichtblicken haben es die aktiven AntifaschistInnen im ländlichen Raum der mittleren Oberpfalz eher schwer. Aktiver Antifaschismus ist dort ungleich gefährlicher als in den meisten Großstädten.
Wo Nazis kulturell einflussreich sind und als normaler Bestandteil des sozialen Lebens gelten, wo sie die Freiheit haben, ihre Gegner einzuschüchtern, wird es schnell gefährlich für Menschen, die Faschismus und Rassismus offen entgegentreten.
Umso wichtiger, den Nazis frühzeitig entgegenzutreten und Widerstand gegen ihre Dominanzansprüche zu organisieren. Wir können ihnen schon dadurch Handlungsspielräume nehmen, indem wir ihnen unerwünschte Öffentlichkeit bescheren und eine Kultur des Schweigens, Tolerierens und Wegsehens durchbrechen.
Dem Rechtsruck entgegentreten! Nazistrukturen bekämpfen! Staatliche Nazipflege beenden!
Nazis agieren nicht im luftleeren Raum. Sie sind als Erscheinung hervorgebracht durch ein Wirtschaftssystem, das durch Konkurrenz und Ausbeutung geprägt ist. Faschismus sorgt effizient für Spaltungen unter den Menschen und für ein besonderes Unterdrückungsinstrument, dessen sich die Herrschenden bedienen können. Denn wenn es darauf ankommt, wird im Kapitalismus die bürgerliche Demokratie fallen gelassen und auf dieses offen terroristische Mittel zurückgegriffen: Die faschistische Diktatur.
Der Nationalismus, der auch mit der faschistischen Ideologie einhergeht, ist letztlich nichts weiter als die idiotische und tödliche Solidarität der Beherrschten mit ihren Herrschern. Er sorgt für Kriegsbereitschaft und ein globales Gegeneinander – und so sehen uns die Herrschenden am liebsten: in Konkurrenz miteinander und im Kampf aller gegen alle.
Bei den unsicheren Lebensbedingungen und den schrecklichen Folgen, die der Kapitalismus hervorbringt – Krisen, Kriege, Umweltzerstörung und Unrecht – sind Faschismus und Nationalismus für Manche attraktive Scheinlösungen. Sie versprechen Sicherheit und bieten Einigen die Illusion, durch Mittun „auf der Gewinnerseite“ zu sein. Tatsächlich führen sie immer ins Verderben.
Wir wissen, dass AntifaschistInnen in ihrem Kampf gegen das Unrecht vom Staat nichts zu erwarten haben, denn er steht selbst für Unrecht und Unterdrückung. Durch staatliche Nazipflege und der Unterstützung faschistischer Strukturen halten die Herrschenden Organisationen aufrecht, auf die sie im Fall eines Rückgriffs auf den Faschismus sofort zählen können. Dies geschieht z.B. indirekt durch rassistische Hetze und die Duldung von Naziaktivitäten oder unmittelbar durch aktive Mithilfe der Geheimdienste.
Ohne die Unterstützung der Geheimdienste und die Durchsetzung der Naziszene mit V-Leuten wären der NSU (oder jetzt NSU 2.0 und ähnliche Strukturen) nicht möglich. Ohne subkulturelle und politische Nazi-Netzwerke wie dem „Freien Netz Süd „oder Gruppen wie der Prollcrew hätte der Nazi-Terrorismus keinen Rückhalt und keine Rekrutierungsfelder. Aktuell zeigt dies alles ein weiteres Mal der Mord an dem CDU-Politiker Walter Lübcke.
Es ist die Aufgabe der Linken, nicht nur defensiv gegen rechts und das System der Ausbeutung und Unterdrückung zu stehen, sondern andere Antworten auf die Zumutungen zu geben, die der Kapitalismus für die Menschen weltweit bereit hält. Unsere Antwort ist die internationale Solidarität im Kampf gegen die Verbrechen der Herrschenden Klasse. Unsere Antwort ist die Perspektive einer Welt, in der Kriege, Rassismus, Umweltzerstörung und Ausbeutung der Vergangenheit angehören.
Antifaschismus ist Handarbeit – und manchmal auch Landarbeit
Es ist höchste Zeit, die braunen Gürtel um die Großstädte und „national befreite Zonen“ auf dem Land nicht mehr hinzunehmen. Es ist an der Zeit, die AntifaschistInnen im ländlichen Raum nachhaltig, konsequent und praktisch zu unterstützen. AntifaschistInnen aus der mittleren Oberpfalz folgen immer wieder Aufrufen zu antifaschistischen Demos nach Nürnberg oder in andere Städte. Solidarität ist aber keine Einbahnstraße. Wir sind nicht gewillt, Antifas im Stich zu lassen, die mit (handfesten oder subtilen) Hegemoniebestrebungen von Faschos konfrontiert sind.
Es gilt, nicht nur zu protestieren, wenn die Nazis sich zu größeren Aufmärschen zusammenfinden. Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie sie ihre „national befreiten Zonen“ aufbauen. Nehmen wir den Nazis ihre Wohlfühlzonen!
Die Nazis der „Prollcrew Schwandorf“ beziehen sich positiv auf das mörderische Regime des Nationalsozialismus.
Wir aber sagen: Nie wieder!
Die Sozialrevolutionäre Aktion Regensburg (SRA) ruft zur
Demonstration am 27.7.2019 in Schwandorf
Auftakt 12:30 am Bahnhof Schwandorf
Wir schließen uns dem Aufruf der SRA an. Kommt am 27. Juli nach Schwandorf. Solidarität leben – Oberpfalz entnazifizieren!
Zugtreffpunkt Nürnberg: 10:20, Hauptbahnhof Osthalle
Es gibt auch die Möglichkeit, vom Hoffest des JUZ Burglengenfeld (26. bis 27. Juli) anzureisen.