Im Anschluss an unsere in der Schwarzen Katze stattfindende Prolos-Kneipe im Juni offenbarte sich uns ein leider gewohntes Bild am sozialen Treffpunkt Jamnitzer Platz: Leute, die in gemütlicher Runde dem nachbarschaftlichen Zusammenleben frönen, werden von den Bullen mit unbegründeten Personenkontrollen drangsaliert. Szenen, die sich am Jamnitzer gerade im Sommer täglich abspielen. Ohne ersichtlichen Grund werden Leute, die Tischtennis spielen, sich ein kühles Feierabendbier gönnen oder einfach nur gemütlich zusammensitzen, von den Cops belästigt. Umso begrüßenswerter, dass die Bullen angesichts einer sichtlich von ihren Schikanen genervten Menschenmasse ihre Maßnahme diesmal nicht durchführen konnten. Erschreckend allerdings die mediale Skandalisierung der Ereignisse im Nachhinein. Dass die Nürnberger Nachrichten, statt journalistisch tätig zu werden, gerne blind Polizeiberichte abtippen, ist nun wirklich keine Neuigkeit, doch die unmittelbare Berichterstattung rund um die Geschehnisse am Jamnitzer mit tendenziös zu beschreiben, wäre weit untertrieben. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, unsererseits ein paar Sachen richtig zu stellen:
- Der Jamnitzer Platz ist ein Platz
und damit öffentlicher Raum. Dass an einem zentralen Platz eines warmen Freitagabends um 22:30 Uhr noch Leute sitzen, Musik hören, sich unterhalten, whatever, den Platz also als öffentlichen Raum nutzen, ist stinknormal. Das ist auch kein Phänomen der letzten Jahre, sondern ist schon so mindestens seit wir dort leben, also ein Vierteljahrhundert. - Der Jamnitzer ist ein Ort des Zusammenkommens und des sozialen Austauschs
und das ist auch gut so! Alle Gostenhofer, die sich einigermaßen mit dem Viertel auseinandersetzen, wissen um den Spirit des Jamnitzers: Interessante, unterschiedlichste Menschen, skurrile Situationen und ein solidarischer Umgang prägen das Geschehen. Stress gibt’s eigentlich nur, wenn die Bullen kommen. Eine Tatsache, die allen Gostenhofer/innen bekannt sein müsste. Deshalb wundert es uns schon, dass einige Nachbar/innen, deren Ruhe offenbar gestört war, nicht etwa den direkten Kontakt mit den vermeintlich ruhestörenden Nachbar/innen suchten, sondern die Bullen riefen. - Der Jamnitzer bietet Allen Platz
Einige mögen sich das nicht vorstellen können, aber es können sich nicht Alle die Kneipen-, Kino- oder Restaurantpreise leisten. Sollen die Leute, die nicht genug Geld haben, einsam zuhause versauern, statt sich mit Nachbar/innen zu treffen, um ihr soziales Leben zu gestalten? Es ist schon schwierig genug für weniger Wohlhabende, am öffentlichen Leben zu partizipieren. Sollen uns jetzt die letzten Orte, wo das noch möglich ist, genommen werden? Haben arme oder kommerzfeindliche Leute kein Recht auf gesellschaftliche Teilhabe? Wir haben in dieser Gesellschaft sowieso schon die Arschkarte gezogen, können uns die Mieten nicht leisten, werden verdrängt. Dass dann Menschen, die aufgrund ihrer sozialen oder finanziellen Situation sowieso schon kein leichtes Leben führen, als Trinkergilde verunglimpft werden, ist an Respektlosigkeit und Arroganz kaum zu überbieten.
Auch wenn die Berichte der bürgerlichen Medien das so aussehen lassen wollen: Denen, die sich gegen Schikanen und Verdrängung wehren, geht es mitnichten darum, das Faustrecht in Gostenhof einzuführen oder ein allgemeines Recht darauf, die Nachbarschaft zu stören. Im Gegenteil: Dass das Zusammenleben im Stadtteil trotz aller Unterschiede generell so gut klappt, hat viel mit gegenseitiger Rücksichtnahme, aber eben auch mit Toleranz und Solidarität zu tun. Einige der neu ins Viertel gezogenen mit Kohle aber erinnern an Leute, die aufs Dorf ziehen, weil´s dort so schön rustikal ist, nur um dann die Nachbar/innen zu verklagen, weil der Hahn kräht und die Frösche quaken. Wenn das traditionelle Dorffest nicht um 22.00 Uhr beendet ist, wird dann jedes Mal die 110 gewählt. Statt in den Austausch mit den anderen Bewohner/innen zu treten, wird versucht mithilfe der Polizei die eigenen Interessen durchzusetzen. Im Falle Gostenhof können sie auf eine weitere Unterstützung bauen: Die peinlichst offensichtliche Tatsachenverdrehung der Lokalpresse, allen voran der NN, hilft Investor/innen, uns unseren Platz wegzunehmen und die Gentrifizierung in Gostenhof voranzutreiben. Und wenn wir von unserem Platz sprechen, meinen wir nicht uns, die Autonomen. Nein, der Jamnitzer Platz gehört Allen, die ihn nutzen, da sind wir Autonome nur ein kleiner Teil von. Deshalb der Aufruf an Alle, die den Jamnitzer nutzen und weiterhin nutzen wollen: Lassen wir uns nicht verdrängen!
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