AKK ist gerade dabei, den öffentlichen Raum weiter zu militarisieren. Die Sozialrevolutionäre Aktion Regensburg und die Prolos aus Nürnberg wollten da nicht hintanstehen und veranstalteten am 9. November die 1. Regensburger Kriegsexpo. Dabei handelte es sich nicht um eine schicke Parade, sondern um eine satirische AgitProp-Kundgebung gegen Militarismus, Krieg und Imperialismus. Das Ziel war, die Kriege, die global geführt werden, öffentlich präsenter werden zu lassen und Profiteure und Kriegszwecke zu benennen.
„Die Abschottungs-Industrie stellt sich vor: Ihr Krieg beschert Ihnen Massen an nicht verwertbaren Kriegsverlierern? Nicht mit unseren hochmodernen Grenzanlagen! Unser Produkt garantiert Ihnen, dass das Elend vor der Tür bleibt. Kommen Sie vorbei und bestaunen Sie unser neues Grenzanlagen-Modell!“
Auf dem Haidplatz in der Regensburger Innenstadt bot die Kriegsexpo u.a. gut bewachte Grenzanlagen, Messestände, ein Minenfeld, schwerbewaffnete uniformierte FlugblattverteilerInnen und eine Waffen-Verkaufsshow. Auch plötzliche Kriegshandlungen und Erschießungen kamen gelegentlich vor und das Ganze war untermalt mit nervtötenden Kriegsgeräuschen, martialischer Musik und einer Reihe von Jingles. Für Menschen, die Kriegen eher skeptisch gegenüberstehen, gab es eine Ausstellung und diverse Tafeln über die Rüstungs- und Abschottungsindustrie, Kriegseinsätze der Bundeswehr, über Landminen und die Verbrechen der herrschenden Klasse – und natürlich war auch der obligatorische Infostand am Start.
„Sehr geehrte Regensburgerinnen und Regensburger, liebe weiche Ziele: Wir wollen hier nichts schön reden: Krieg ist etwas schreckliches – wenn man ihn verliert. Daher bieten wir Ihnen mit dem Universal Soldier die beste und modernste Waffentechnik.“
Von der Bühne aus bewarben der Rüstungsindustrielle Uwe von Storch und sein Sidekick den Universal Soldier, „eine ganz wunderbare Tötungsmaschine, die für die Profitinteressen der Herrschenden Störpopulationen und Ziele jeglicher Art sauber wegputzt.“ Passend zum neuen bayerischen Polizeiaufgabengesetz wurde eine Sonderausführung angeboten, die bei leisester Berührung zu wimmern beginnt und so eine Strafverfolgung von „Tätern“ erleichtert. Zudem gab es das interessante Zusatzprodukt „Universal Lyer Press“, welches jede Kriegsführung ungemein erleichtert.
„Für Minensucher: Sie lieben den Nervenkitzel und die Natur? Sie suchen Arbeit mit Zukunftsperspektive, die immer wieder Überraschungen für Sie parat hält? Dann verpflichten Sie sich noch heute bei uns als Minensucher (m/w/d)“
PassantInnen durften sich spontan zum Minensuchdienst verpflichten lassen und ein auf dem Platz ausgelegtes Minenfeld durchlaufen, auf dem die Überreste ihrer VorgängerInnen verteilt waren. Außerdem bestand die Möglichkeit, sich von der Bundeswehr rekrutieren zu lassen, um für die Interessen der herrschenden Klasse in den Krieg zu ziehen. Diese Aktion wurde beworben mit dem Hashtag #Sterben.
„Wir.dienen.Deutschland – Sie suchen schnell Arbeit? Sie haben Spaß am Töten? Sie finden Gefallen an außergewöhnlichen Reisezielen? Dann sind Sie bei uns genau richtig! Lassen Sie sich sofort verpflichten und ziehen Sie in den Krieg!“
Eine Sprecherin der Sozialrevolutionären Aktion (SRA) legte im Vorfeld den durchaus äußerst ernsten Hintergrund der Kundgebung dar: „Wir thematisieren mit einer Kriegs-Expo auch auf satirische Weise, für welche Zwecke und für wessen Interessen das Militär weltweit eingesetzt wird. Wir werden aufzeigen, dass hinter dem Morden ein Wirtschaftssystem steht, das eben nicht dem Wohl aller Menschen, sondern der Maximierung der Profite der herrschenden Klasse dient. Kriege dienen dem Schutz und der Sicherheit dieser unmenschlichen Wirtschaftsordnung, die für viele Millionen Menschen nichts als Tod, Elend, Flucht und Vertreibung bereithält.
„Um unseren Freunden der Partei Die Grünen entgegenzukommen, die schon so manchen Militäreinsatz und Angriffskrieg befeuert haben, forschen wir natürlich auch in Richtung ökologisch nachhaltige Waffensysteme. Wir weisen an dieser Stelle aber darauf hin, dass weiche Ziele schon immer komplett biologisch abbaubar sind und in der Zersetzung CO2-neutral.“
Zum Schluss, nach knapp drei Stunden Kriegsspektakel, durfte natürlich auch die Oberpfälzer Polizei nicht fehlen. Ein braver Beamter, der in Zivil mit seiner Familie unterwegs war, hatte ein Flugblatt in die Hand bekommen und , empört ob des Inhaltes, uniformierte KollegInnen zur Hilfe gerufen. Beanstandet wurden schließlich ein angeblicher Verstoß gegen das Presserecht sowie die Verwendung von Symbolen des deutschen Militärs in diesem eindeutig satirischen Kontext. Sichergestellt werden konnten keine weiteren Flugblätter, da zu diesem Zeitpunkt bereits alle vergriffen waren. Das Vorgehen der Polizei wurde natürlich vom Lautsprecherwagen aus angemessen kommentiert.
„Wir blicken vor allem den künftigen Geschäften mit IS und türkischem Staat freudig entgegen, welche schon heute beim Überfall auf die kurdischen Autonomieregionen das anwenden, was wir Ihnen heute vorstellen.“
Unterm Strich eine gelungene Veranstaltung, auch wenn die Temperaturen für einen Novembertag erstaunlich niedrig waren. Erfolgreich war insbesondere die Flugblattverteilung und die vielen Gespräche mit PassantInnen, die sich dabei ergaben. Sehr schön war, dass die einzigen, die sich von dieser Vermittlung antiimperialistischer Inhalte überfordert fühlten, Angehörige der Polizei waren. Den angesprochenen PassantInnen hingegen wurde durch den Ausdruck der Kriegsexpo die antikapitalistische und antimilitaristische Stoßrichtung in der Regel sofort bewusst.
Es wird wohl nicht die letzte Kriegsexpo gewesen sein.
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